Die Entrückung der Gemeinde

 

Wir müssen uns gründlich mit drei Bibelstellen befassen, um Klarheit über die Entrückung zu erhalten. Die erste finden wir in Johannes 14,1-3: „Euer Herz erschrecke nicht! Vertrauet auf Gott und vertrauet auf mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wo nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß auch ihr seid, wo ich bin."

 

Diese Stelle beschreibt nicht die Entrückung, sondern gibt nur einen Hinweis darauf. Jesus verspricht, zu den Glaubenden zurückzukehren. Über Zeit und Umstände wird hier nichts gesagt; es wird nur die Tatsache erwähnt, daß Christus zu seinen Heiligen zurückkommt. Dieses besondere Kommen Christi für seine Heiligen wird an zwei anderen Stellen genauer erklärt. 1. Thessalonicher 4,13-18 beschreibt den Ablauf der Entrückung:

„Wir wollen euch aber, ihr Brüder, nicht in Unwissenheit lassen in betreff der Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn, daß wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden; denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herniederfahren, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Darnach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in den Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten!"

 

In Vers 13-16 geht Paulus auf eine Frage ein, die in der Gemeinde in Thessalonich aufgebrochen war: Haben Glaubende, die schon vor der Entrückung gestorben sind, keinen Anteil am Segen der Entrückung? Diese Christen wußten von einer bevorstehenden Entrückung, konnten sich aber nicht vorstellen, wie tote Heilige an der Entrückung beteiligt sein könnten. So entstand die Meinung, daß nur lebende Christen an dem Segen und der Freude der Entrückung Anteil hätten. Zu dieser Frage war es gekommen, weil einige Christen kurz zuvor gestorben waren. Die noch lebenden Angehörigen dieser Gläubigen machten sich Sorgen, weil sie nicht wußten, was die Zukunft ihnen bringen würde. Offenbar hatte Paulus ihnen, als er sich bei ihnen aufhielt, einiges über die Entrückung gesagt, aber wohl nur bezüglich der noch Lebenden. Deshalb tröstet Paulus die traurigen Angehörigen mit der Wahrheit, daß die toten Gläubigen keinesfalls des Segens der Entrückung verlustig gehen, sondern sogar als erste daran teilhaben werden. Im Zusammenhang mit den toten Gläubigen gebraucht Paulus das Wort „schlafen". Dieses synonyme Wort für Tod wird immer nur auf Gläubige, aber nie auf Ungläubige angewandt. Die Bibel betrachtet den Tod glaubender Menschen nur als ein vorübergehendes Ruhen von körperlicher Aktivität, bis der Glaubende bei der Entrückung wieder auferweckt wird. Der körperliche Schlaf ist auch nur ein vorübergehendes Ausruhen von Aktivität, und doch gibt es dabei kein Aufhören der geistigen Aktivität. Die Verse 13-15 sagen nichts über den „Schlaf der Seele", weil es kein Aufhören der geistig-seelischen Aktivität gibt, sondern nur der körperlichen. In den Versen 16-17 wird der Ablauf der Entrückung in sieben Schritten beschrieben.

 

Zuerst „wird der Herr selbst vom Himmel herniederfahren". Einmal wird der Herr also aus der unsichtbaren Welt Gottes an unserem sichtbaren Himmel hervortreten. Zweitens heißt es: „... wenn der Befehl ergeht." Das griechische Wort bezeichnet hier einen lauten, militärischen Befehl. Er löst die Auferstehung und die Verwandlung aus. Drittens heißt es: „... mit der Stimme des Erzengels." Oft sind Engel die Ausführenden der Pläne Gottes. Was die Stimme sagt, wird nicht angegeben. Aber wenn wir das Bild aus dem militärischen Bereich auf diese Situation anwenden, so ist damit gemeint, daß der untergebene Offizier den Befehl des Oberkommandierenden laut wiederholt. Christus gibt den Befehl zum Beginn der Entrückung, und der Erzengel leitet das Geschehen ein, indem er den Befehl Christi noch einmal wiederholt. der vierte Schritt ist „die Posaune Gottes". Der Klang der Posaune wurde als Aufforderung zum Kampf oder zum Beginn des Gottesdienstes verstanden. Wenn der Erzengel den Befehl Christi wiederholt, erschallt die Posaune, dadurch wird die Entrückung selbst ausgelöst. Der fünfte Schritt läßt „die Toten in Christus zuerst auferstehen". Die in Christus Entschlafenen werden den Segen der Entrückung nicht versäumen. Vielmehr werden sie als erste diese Freude erfahren. Der Ausdruck „in Christus" beschränkt die Auferstehung zur Zeit der Entrückung auf die, die durch die Taufe mit dem Geist dem Leib Christi eingefügt wurden. Daher bleibt diese Auferstehung der Toten auf die Heiligen der wahren Gemeinde Christi beschränkt. Die Heiligen des Alten Bundes werden erst zu einem späteren Zeitpunkt auferweckt werden, wie es Gott in seinem prophetischen Plan vorgesehen hat.

 

Der sechste Schritt betrifft die noch lebenden Christen. „Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft." Der Auferstehung der toten Heiligen folgt die Entrückung der lebenden Christen. Ohne Ausnahme wird jeder Glaubende von der Erde emporgehoben und mit dem Herrn Jesus Christus im Himmel vereint werden. Dies geschieht dann zusammen mit denen, die zuvor von den Toten auferweckt wurden. Der siebte Schritt ist: „... und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit." Hier wird die Gewißheit ausgesprochen, daß wir nach der Vereinigung mit Christus in der Luft mit ihm in den Himmel zurückkehren und immer bei ihm sein werden.

 

1. Korinther 15,50-58 spricht von der Verwandlung zu einer neuen Leiblichkeit: „Das aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht ererben die Unverweslichkeit. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muß anziehen Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche muß anziehen Unsterblichkeit. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: ,Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?' Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, nehmet immerzu in dem Werke des Herrn, weil ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn!"

 

Vers 50 bezeugt die Notwendigkeit, daß die Lebenden und die Toten bei der Entrückung verwandelt werden:

„Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben; auch wird das Verwesliche nicht ererben die Unverweslichkeit."

 

Den Hintergrund für diesen Tatbestand beschreibt 1. Mose 2,17: „Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welchen Tages du davon issest, mußt du unbedingt sterben!"

 

In 1. Mose 3,17-19 wird das weiter ausgeführt: „Und zu Adam sprach er: Dieweil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und von dem Baum gegessen, davon ich dir gebot und sprach: ,Du sollst nicht davon essen', verflucht sei der Erdboden um deinetwillen, mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang; Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Gewächs des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zur Erde kehrst, von der du genommen bist; denn du bist Staub und kehrst wieder zum Staub zurück!"

 

Um der Sünde willen ist der Mensch dem Tode und der Vergänglichkeit verfallen. Alle Menschen gelten als schuldig, weil Gott ihnen die Sünde anrechnet und sie teilhaben an der Sünde Adams, wie es in Römer 5,12-14 heißt „Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben – denn schon vor dem Gesetz war die Sünde in der Welt; wo aber kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht angerechnet. Dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht mit gleicher Übertretung gesündigt hatten wie Adam, der ein Vorbild des Zukünftigen ist."

 

Die Menschheit lebt unter dem Todesurteil Gottes, durch das der natürliche Leib dem Tod und der Vergänglichkeit unterworfen ist. Die Sünde wohnt im natürlichen Leib, und das kommt beim leiblichen Tod zum Vorschein. Dieser Leib der Sünde, ist dem Tod und der Verweslichkeit unterworfen – kann nicht in den Himmel eingehen. Darum ist ein Wechsel notwendig (Auferstehung oder Verwandlung), bevor der Leib in den Himmel eingehen kann. In 1. Korinther 15,51-53 wird diese Wandlung beschrieben. Der Ton liegt auf der Geschwindigkeit der Verwandlung, die „plötzlich" geschehen wird. Das griechische Wort hat etwas mit dem Begriff „Atom" in Bezug auf die Winzigkeit des Zeitraumes zu tun. So schnell wird das geschehen. Dazu kommt noch der Ausdruck „in einem Augenblick". Damit ist so etwas wie ein Blitz des Erkennens gemeint. Es ist, als ob jemand einen Menschen erblickt und im selben Moment weiß, wen er vor sich hat. Auch hier geht es also um die Plötzlichkeit der Verwandlung. Das alles soll „zur Zeit der letzten Posaune" geschehen. Diejenigen, die die Entrückung in die Mitte und auf die Zeit nach der Trübsal datieren, wollen diese Posaune mit der siebenten Posaune der Offenbarung gleichsetzen. Aber das kann hier nicht gemeint sein; als Paulus den 1. Korintherbrief schrieb, lag die Offenbarung des Johannes noch nicht vor. Die Korinther konnten noch nichts von sieben Posaunen wissen. Aber wenn Paulus hier von der letzten Posaune spricht, mußten die Korinther wissen, was gemeint war. Sie kannten nur die Posaunen des Alten Testaments, besonders die festlichen Posaunen. Die letzte Posaune betrifft das Fest der Posaunen und den jüdischen Brauch, in jedem Jahr an diesem Fest die Posaunen zu blasen. Bei der Festfeier gab es mehrere kurze Posaunensignale, die mit einem langgezogenen Posaunenton endeten (hebräisch tekiah gedolah, der „große Posaunenton"). Das meint Paulus mit der letzten Posaune, und er will damit sagen, daß die Entrückung die Erfüllung des Posaunenfestes ist. Als solches sagt dieses Bild aber nichts über den Zeitpunkt der Entrückung. Diese Posaune ist identisch mit der Posaune Gottes in 1. Thessalonicher 4,16. Denn auch dort stehen beim Klang der Posaune die Toten unverweslich auf, und wir, die Lebenden, werden verwandelt werden. In Vers 53 wird das Problem gelöst, das den Todesleib vom Himmel ausschließt und ihn der Verweslichkeit unterwirft: er wird durch die Auferstehung in einen unverweslichen Leib verwandelt. Das sterbliche Leben wird durch die Verwandlung die Unsterblichkeit anziehen. Über die Art dieses neuen Auferstehungsleibes wird nicht viel gesagt, aber einige Aussagen gibt es.

 

Wir finden sie in 1. Korinther 15,35-49: „Aber, wird jemand sagen, wie sollen die Toten auferstehen? Mit was für einem Leibe sollen sie kommen? Du Gedankenloser, was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn! Und was du säst, das ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa von Weizen, oder von einer andern Frucht. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er es gewollt hat, und zwar einem jeglichen Samen seinen besonderen Leib. Nicht alles Fleisch ist von gleicher Art; sondern anders ist das der Menschen, an anders das Fleisch vom Vieh, anders das Fleisch der Vögel, anders das der Fische. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber anders ist der Glanz der Himmelskörper, anders der der irdischen; einen andern Glanz hat die Sonne und einen andern Glanz der Mond, und einen andern Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern durch den Glanz. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten: Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich; es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistiger Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistigen Leib. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele; der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geiste. Aber nicht das Geistige ist das erste, sondern das Seelische, darnach (kommt) das Geistige. Der erste Mensch ist von Erde, irdisch; der zweite Mensch ist der Herr vom Himmel. Wie der Irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen; und wie der Himmlische beschaffen ist, so sind auch die Himmlischen. Und wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen."

 

Sechs Aussagen werden über den Auferstehungsleib gemacht: Erstens ist es ein unverweslicher Leib (Vers 42), zweitens ist es ein Herrlichkeitsleib (Vers 43). Das wird auch in Philipper 3,21 gesagt: „Welcher den Leib unsrer Niedrigkeit umgestalten wird, daß er gleichgestellt werde dem Leibe seiner Herrlichkeit, vermöge der Kraft, durch welche er sich auch alles untertan machen kann!" Drittens ist es ein Leib in Auferstehungskraft (Vers 43); viertens ein geistlicher Leib (Vers 44-47); fünftens ein himmlischer Leib (Vers 47-49) und sechstens ein unsterblicher Leib (Vers 53). Weitere Informationen über die Art des neuen Leibes könnte man auch aus den Berichten über den auferstandenen Christus erhalten. Aber hier ist doch Vorsicht geboten. Diese Quelle hat nämlich einen großen Nachteil: Es ist nicht immer leicht zu bestimmen, was an dem neuen Leib Christi auf seine Auferstehung und was auf seine Gottheit zurückgeht. So könnten einige der folgenden Beobachtungen im Blick auf den Auferstehungsleib Christi vielleicht für alle Auferstehungsleiber gelten.

 

Wir wissen, daß die Jünger die Stimme Christi als die gleiche erkannten, die sie vor seinem Tod und seiner Auferstehung gehört hatten (Johannes 20,16). Dasselbe gilt für seine äußeren Züge, wenn sie auch nicht immer sofort erkannt wurden (Johannes 20,26-29; 21,7). Es war ein realer Leib und nicht einer in der Art eines Gespenstes, da man ihn umfassen konnte (Johannes 20,17.27). Trotzdem konnte der auferstandene Christus plötzlich verschwinden (Lukas 24,31) und durch Wände gehen (Johannes 20,19). Es war ein Leib, der auch Nahrung aufnehmen konnte (Lukas 24,41-43). Eine Anzahl dieser Kennzeichen könnte auf alle Auferstehungsleiber zutreffen, aber ob es sich so verhält, werden wir gewiß erst bei der Entrückung erfahren.

 

Schließlich endet in 1. Korinther 15,54-58 die Verwandlung von der Verweslichkeit zur Unverweslichkeit und von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit mit dem endgültigen Sieg über den Tod. Die Datierung der Entrückung

 

Als nächstes müssen wir die Frage stellen, wann die Entrückung stattfinden soll. Daß die Bibel die Entrückung vor der großen Trübsal einordnet, geht aus mehreren Belegstellen deutlich hervor. Erstens wird in keiner Bibelstelle, die von der Trübsal handelt, die Gemeinde Jesu erwähnt. Die Tatsache, daß es auch in der großen Trübsal Heilige gibt, beweist die Anwesenheit der wahren Gemeinde nicht mehr, als die Heiligen im Alten Bund dafür sprechen, daß es schon damals eine solche Gemeinde gegeben hat. Wir haben schon gezeigt, daß die Gemeinde an jenem ersten Pfingstfest begann, als der Heilige Geist die Apostel und die ersten Christen taufte. Die Heiligen des Alten Testaments gehören also nicht zur Gemeinde. Daß die Gemeinde während der großen Trübsal nicht mehr auf Erden ist, ergibt sich besonders klar und deutlich aus der Offenbarung. Die Gemeinde kommt in den Kapiteln 1-3 vor, die von Ereignissen vor der großen Trübsal sprechen. Später erscheint sie wieder in den Kapiteln 19-22, die die Zeit nach der Trübsal beschreiben. In den anderen Kapiteln dagegen, die von der Zeit der großen Trübsal selbst handeln, erscheint die Gemeinde Jesu nicht ein einziges Mal. Das ist höchst ungewöhnlich, wenn man bedenkt, welchen breiten Raum sie in den Kapiteln einnimmt, die von der Zeit vor und nach der großen Trübsal berichten. Auch außerhalb der Offenbarung wird an keiner Stelle, die von der Trübsal spricht, die Gemeinde erwähnt. Das ist nur ein argumentum e silentio (Argument aufgrund des Verschweigens), aber innerhalb des Buches der Offenbarung doch ein schwerwiegender Tatbestand. Schon von der Gliederung dieses Buches her ist es unmöglich, die Gemeinde an irgendeiner der Stellen nachzuweisen, die von der Trübsal sprechen.

 

Eine besondere Stelle, in der von der Entrückung der Gemeinde vor der Trübsal gesprochen wird, ist 1. Thessalonicher 1,9-10: „Denn sie selbst erzählen von uns, wie wir bei euch Eingang gefunden und wie ihr euch von den Abgöttern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel zu erwarten, welchen er von den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns vor dem zukünftigen Zorn errettet." Die Worte am Schluß sind schwierig. Die Gemeinde in Thessalonich wartete auf die Wiederkunft Christi, der sie „von dem zukünftigen Zorn" erlösen sollte. Das Wort „Zorn" wird für Gottes allgemeinen Zorn über die Sünde gebraucht (wie in Römer 1,18) und auch für den Zorn der großen Trübsal (wie in Offenbarung

6,17; 14,10.19; 15,1.7; 16,1 usw.) Dieses Wort wird nie für die Hölle oder den Feuersee verwendet. Hier bezieht sich der Zorn Gottes auf die Zukunft; daher kann es nicht der Zorn Gottes über die Sünde sein, der immer gegenwärtig ist.

 

Die Hölle und der Feuersee sind zwar auch zukünftig, aber trotzdem kann sich diese Stelle nicht auf sie beziehen; dank seiner Errettung durch Christus ist der Glaubende bereits von der Hölle erlöst. Christus kommt nicht wieder, um die Gemeinde vor der Hölle und dem Feuersee zu erretten. Das hat er bereits am Kreuz vollbracht. Christus kommt vielmehr, um seine Gemeinde vor dem „kommenden Zorn" der Trübsalszeit zu erretten. Dem Glaubenden wird die Befreiung vom allgemeinen Zorn Gottes (Römer 5,9) und vorn Zorn der großen Trübsal zugesagt (1. Thessalonicher 1,10).

 

Eine weitere Stelle über den Zeitpunkt der Entrückung finden wir in 1. Thessalonicher 5,1-10: „Von den Zeiten und Stunden aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Denn ihr wisset ja genau, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: ,Friede und Sicherheit', dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb überfallen könnte; ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. So lasset uns auch nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein! Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die Betrunkenen sind des Nachts betrunken; wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung des Heils. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn(gericht) bestimmt, sondern zum Besitze des Heils durch unsren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zugleich mit ihm leben sollen."

 

In Vers 9 teilt Paulus den Menschen aus der Gemeinde in Thessalonich mit, daß sie nicht zum Zorn bestimmt sind. Die Bedeutung des Wortes „Zorn" muß man Vers 2 entnehmen. Es bezieht sich nämlich auf den „Tag des Herrn", und damit ist immer die große Trübsal gemeint. Also ist die Gemeinde nicht für diesen Tag des Herrn oder die große Trübsal bestimmt. Paulus behandelt das Thema „Tag des Herrn" oder „die große Trübsal" unmittelbar im Anschluß an das Thema „die Entrückung" (4,14-18). Demnach schließt der „Trost" in 4,18 mit ein, daß die Glaubenden nicht durch den Tag des Herrn hindurchmüssen. Von daher erklärt sich auch das „aber" in 5,1.

 

Vers 9 fügt weiter hinzu, daß die Gemeinde nicht für den Zorn bestimmt ist, sondern zum Besitz des Heils. Vers 8 spricht von der Hoffnung des Heils. Dieses Heil ist ebenfalls zukünftig und darf nicht mit dem schon durch Christus erworbenen Heil gleichgesetzt werden; denn das ist doch schon jetzt Wirklichkeit. Das Heil aus Vers 8 und 9 bezieht sich auf die Endzeit und betrifft die Errettung des Leibes Christi bei der Entrückung. Zu diesem Heil ist die Gemeinde bestimmt. In Vers 4-8 geht es um einen Gegensatz, mit dessen Hilfe Paulus den Thessalonichern zeigen will, daß sie sich nicht vor dem kommenden Tag des Herrn fürchten müssen, weil die Glaubenden Kinder des Lichtes sind. Der Tag des Herrn wird hingegen als eine Zeit der Finsternis und des Dunkels beschrieben (Zephanja 1,14-18; 2,1-2; Joel 2,1-2.10-11), und er wird über alle Söhne der Finsternis hereinbrechen. Ein weiterer Vers über die Zeit der Entrückung ist Offenbarung 3,10: „Weil du das Wort meiner Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, zu versuchen, die auf Erden wohnen."

 

Hier wird der Gemeinde die Bewahrung vor der Stunde der Versuchung zugesagt, die über den ganzen Erdkreis kommen soll. In der Offenbarung steht die große Trübsal, die in den Kapiteln 6-19 geschildert wird, für die Stunde der Versuchung. Nun wird aber nicht nur gesagt, daß die Gemeinde in der Versuchung bewahrt wird, sondern daß sie auch vor der Stunde der Versuchung verschont wird, das heißt vor dieser ganzen Zeit. Das setzt eine Entrückung vor der Trübsal voraus. Wer Offenbarung 3,10 so auslegt, daß die Gemeinde Jesu während dieser Trübsal bewahrt wird, irrt sich. Denn während der Trübsal werden viele Heilige getötet (Offenbarung 6,9-11; 11,7; 12,11; 13,7.15; 14,13; 17,6; 18,24). Diese Heiligen werden offensichtlich nicht bewahrt, und wenn sie der Gemeinde angehören, verliert Offenbarung 3,10 seine Bedeutung. Nur wenn wir die Heiligen der Gemeinde und die Heiligen der großen Trübsal voneinander unterscheiden, erhält die Verheißung von Offenbarung 3,10 einen Sinn. Alle zitierten Stellen bestätigen, daß die Gemeinde noch vor dem Zorn – dem Tag des Herrn, der großen Trübsal – entrückt wird. Es gibt noch weitere Belegstellen für eine Entrückung vor der Trübsal, die aber in anderem Zusammenhang zur Sprache kommen werden. Aber wir müssen auch noch über eine andere Frage sprechen: zu welchem Zeitpunkt vor der Trübsal erfolgt die Entrückung? Die Bibel lehrt, daß das Kommen Christi für den Glaubenden in jedem Augenblick erfolgen kann, das heißt, es könnte schon im nächsten Moment geschehen. Nach Johannes 21,20-23 hätte Christus schon in den Tagen des Apostels Johannes wiederkommen können.

 

„Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte, der sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt und gefragt hatte: Herr, wer ist's, der dich verrät? Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleib, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! Daher kam nun das Gerede unter den Brüdern: ,Dieser Jünger stirbt nicht. ' Und doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er sterbe nicht, sondern: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?" Auch in Römer 13,11-12 wird die Erlösung des Leibes als ein sehr nahe bevorstehendes Ereignis gesehen. Und dieses (sollen wir tun) als solche, die die Zeit verstehen, daß nämlich die Stunde schon da ist, wo wir vom Schlafe aufwachen sollten; denn jetzt ist unser Heil näher, als da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe. So lasset uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts. "

 

Auch hier müssen wir das Heil als ein endzeitliches sehen, das von dem in Christus schon geschenkten Heil zu unterscheiden ist; denn das Heil aus Vers 11 steht noch aus. Jeder Tag, der hier auf Erden zu Ende geht, bringt die Glaubenden dem Tag der Entrückung näher. Und weil die Entrückung so nahe sein kann, ist es für die Glaubenden Zeit, vom Schlaf aufzustehen und ein Leben zu führen, das sich für Söhne des Lichts gehört. Auch in Jakobus 5,7-9 wird das Kommen Christi als nahe bevorstehend bezeugt: „So geduldet euch nun, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! Jak. 5,7-9 Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat. Geduldet auch ihr euch, stärket eure Herzen; denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe! Seufzet nicht widereinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür! "Die Wiederkunft des Herrn ist nahe, und der Richter steht vor der Tür. Deshalb kann dieses Ereignis jeden Augenblick hereinbrechen. Die letzten Worte Christi in der Offenbarung (22,20) deuten ebenfalls auf die baldige Wiederkunft hin: „Es spricht, der dieses bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen, komm, Herr Off. 22,20 Jesus!" Während die weiter oben angeführten Stellen lehrten, daß die Entrückung vor der großen Trübsal erfolgt, sprechen die vier letzten Stellen von der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi: Er könnte schon im nächsten Augenblick kommen. Das kann aber nur zutreffen, wenn die Entrückung vor der Trübsal stattfindet. Datiert man die Entrückung in die Mitte der Trübsal beziehungsweise danach, so erfolgt sie mindestens dreieinhalb bzw. sieben Jahre später und und kann daher niemals unmittelbar bevorstehe. Wir sollten also in Bezug auf die Datierung der Entrückung zweierlei bedenken. Erstens kommt die Entrückung gewiß vor der großen Trübsal, die mit der Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages beginnt. Deshalb wäre dieses politische Ereignis der spätestmögliche Zeitpunkt für die Entrückung; noch später kann sie nicht eintreten.

 

Zweitens kann die Entrückung jeden Augenblick davor erfolgen. Man sollte also nicht auf die Unterzeichnung des Siebenjahresvertrages warten. Fassen wir beide Gesichtspunkte zusammen, so wird die Entrükkung irgendwann zwischen heute und der Unterzeichnung des erwähnten Vertrages eintreten. Da es sich möglicherweise um einen längeren Zeitraum handelt, mag die Gemeinde noch einige andere Ereignisse vor der großen Trübsal erleben; drei davon haben wir schon erwähnt. Das hängt aber wiederum von dem Zeitpunkt ab, an dem die Entrückung stattfindet. © A F

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Die Entrückung der Gemeinde VOR der Trübsal

 

Epharaem der Syrier sagte in Anno Domini 373: "Denn alle Heiligen und Auserwählten sind vor der Trübsal die kommen wird angesammelt, und werden zum Herrn geführt um die Konfusion welche die Welt wegen ihrer Sünden übermannt nicht zu sehen." - Im Jahre 1748 wurde die Entrückung vor der Trübsal von dem Theologen, John Gill gelehrt - wie seinem Kommentar über 1. Thess. 4, 15-17 zu entnehmen ist, indem er die Wegnahme der Heiligen als "die Entrückung" bezeichnet, zur Wachsamkeit auffordert, denn "sie wird plötzlich und ohne Vorzeichen geschehen, wenn sie am wenigsten erwartet wird."- Aus dem Kommentar von J. Gill:

http://www.studylight.org/commentaries/geb/view.cgi?bk=51&ch=4

 

Bei obigem Link bis zu 1. Thessalonicher 4, 15 runter scrollen, bis: "For this we say unto you by the word of the Lord,...." - Das gleiche dann mit Vers 17, wo man  ebenso im dazugehörigen Kommentar lesen kann, daß Gill davon überzeugt war, daß die Gemeinde vor der großen Trübsal bewahrt bleibt. - Auch in dem Buch "When The Trumpet Sounds" - Seiten 115 ff. findet sich o. g. Aussage mit entsprechender Übersetzung in deutsch wieder.

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50 Argumente für eine Entrückung vor der
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